musik

Musik für die Bühne

Die Komposition und Produktion von Theatermusik und die musikalische Leitung von Bands auf der Bühne ist ein unheimlich intensives und komplexes Tätigkeitsfeld. Die kollaborative kreative Arbeit mit so vielen Künstlerinnen und Künstlern unterschiedlicher Ausrichtungen und Zugänge, um in nur 6-8 Wochen ein Stück auf die Bühne zu bringen, ist immer wieder unheimlich herausfordernd und oft aber auch wahnsinnig beglückend. Vor allem, wenn das Ergebnis - im Idealfall - viele Menschen emotional und intellektuell berührt. Hier findet ihr eine Auswahl von Stücken mit meiner Musik oder unter meiner Leitung. Quasi ein kleines Archiv meines Theaterschaffens.


Cabaret

Berlin 1929: Die Metropole kocht wie ein Hexenkessel, in dem sich die unterschiedlichsten Lebensentwürfe und -stile, Ideologien, Parteien und Splittergruppen zu einem toxischen Gemisch verbinden. Besonders nachts. Die Atmosphäre der Stadt und ihre unerhörten Freizügigkeiten ziehen auch den jungen Schriftsteller Cliff Bradshaw in ihren Bann. Auf der Suche nach Inspiration stürzt er sich in das proletarische Berlin, entdeckt dessen raue Seiten und verbringt den Silvesterabend im verruchten "Kit Kat Klub". Hier lernt er die Sängerin Sally Bowles kennen, die der vergnügungssüchtigen Menge einheizt. Die beiden Künstlerseelen krachen wie zwei Sternschnuppen ineinander – und einen Moment lang scheint es, als würde die große Party niemals enden. Vorangetrieben vom eiskalt lächelnden Conférencier des "Klubs" entdecken Cliff und Sally Berlin als Spielplatz für ihre sexuellen Abenteuer und auch als Bühne, auf der beide jemand ganz anderer sein können. Doch als auf der Verlobungsfeier der resoluten Vermieterin Fräulein Schneider und des schüchternen jüdischen Obsthändlers Schultz die Steine fliegen, kommt das große Erwachen. Der aufdämmernde Nationalsozialismus zeigt seine hässliche Fratze. Aus Freund*innen werden politisch Kämpfende, Solidarität steht auf dem Prüfstand, und die Liebe muss sich vor der Angst und dem Opportunismus ducken.

Regie: André Kaczmarczyk, Bühne: Ansgar Prüwer
Musik. Leitung: Matts Johan Leenders, Kostüm: Martina Lebert
Choreografie: Bridget Petzold, Dramaturgie: Janine Ortiz
Sounddesign: Torben Kärst, Licht: Konstantin Sonneson
Mit: André Kaczmarczyk/Rob Pelzer, Lou Strenger/Inga Krischke, Belendjwa Peter, Raphael Gehrmann, Rosa Enskat, Thomas Wittmann, Claudia Hübbecker, Jacob Zacharias Eckstein, Jill-Marie Hackländer, Lara Hofmann, Miro Mitrovic, Bridget Petzold, Yaroslav Ros, Gesa Schermuly, Valentin Stückl, Malin Tusche, Thor Galileo Axé/Jeremy Allen, Valeri Bannikov/Isoken Iyahen, Ramona Buschhaus/Gina Künnecke, Joelle Czampiel/Nicole Marpmann, Mariam Dubiel/Carl Phillip Wrobel, Kassandra Giftaki, Sylvia Göhring-Fleischhauer, Rainer König, Jochen Moser/Wolfgang Höft
In der Band: Matts Johan Leenders/Hajo Wiesemann, Natalie Hausmann/Kristina Brodersen, Christine Corvisier/Joachim Lenhardt, Katrin Scherer/Georg Böhme, Jon Boutin/Florian Esch, Bastian Ruppert/Matthias Fleige, Richard Eisenach/Nico Brandenburg, Max Hilpert/Jakob Zenzen
Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus am 05. November 2022

Es ist immer wieder ein großartiges Gefühl ein so mächtiges Werk auf die Bühne gebracht zu haben, mit einer so tollen Truppe von Darstellerinnen, Tänzerinnen, Musikerinnen und allen hinter der Bühne in einer so wundervollen Probenzeit, und das dann jeden Abend von einem begeisterten Publikum bestätigt zu bekommen. Emotional, mitreißend und auch für uns auf der Bühne jedesmal ein Riesenspaß.


Hoffen und Sehnen/Umut ve Özlem/Nadzieja i Tęsknota

Halil will eigentlich sterben, Minka will unbedingt leben – und wie! Sie möchte in das Dorf ziehen, aus dem ihre Mutter kommt. Halil ist einmal zurückgegangen. Und dann ist er wiedergekommen – zurück vom Zurück. Auf dem Platz vor dem Schauspielhaus Bochum treffen Halil und Minka aufeinander. Und beginnen, ihre Geschichte zu erzählen. So wie später auch der junge Levni und seine kleine Schwester Sefa oder Bartosz und Irka. Der kauzige Bartosz, der an einem Haus baut, von dem niemand weiß, wo es steht, selbst seine Frau Irka nicht.
Daneben treten auf – in Person: die Stadt Bochum, die Hoffnung und die Sehnsucht. Und es spricht ein vielstimmiges, selten einstimmiges Erzähl-Kollektiv: der Chor der Zugewanderten. Auch sie werden aufgefordert, ihre Geschichten zu erzählen. Aber was genau? Von der Arbeit im Bergbau, vom Leben in der Stadt, von der Familie, den Kindern? Wirklich die ganze Geschichte? Kritische Stimmen werden laut, die da sagen: Ich entblöße mich nicht! Interessiert es euch denn überhaupt? Die ganze lange Geschichte? Damit sie wieder da rein und dort wieder rausgeht. Ihr wollt, dass es euch gefällt, aber es soll meine Geschichte bleiben, nicht zu eurer werden! Dabei ist allein das Paradies der Ort, an dem es egal ist, wo du herkommst. Über das Wir und das Ihr geht es streitlustig zu in diesem Bochum-Spiel der vielen Perspektiven.

Regie: Liesbeth Coltof, Text: Akın Emanuel Şipal (mit Liesbeth Coltof und Ensemble)
Bühne: Guus van Geffen, Kostüm: Carly Everaert
Musik:
Matts Johan Leenders, Dramaturgie: Dorothea Neweling
Mit: Leòn Ali Çifteci, Daria Bak, Aylin Çelik, Karin Moog, Sefa Küskü, Axel Holst, Romy Vreden, Mercy Dorcas Otieno, Jordy Vogelzang, Hasan Akbulut, Hürrem Balaban, Marlene Berghaus, Aslı Bulat, İbrahim Çiftçi, Shirin Demirhan, Timuçin Erdim, Kamil Ertürk, Marta Grabski, Antonina Gruse, Ayşe Nur Güngör, Bahar Güngör-Candemir, Thomas Kamill Halagan, Nina Karsten, Hedwig Krolikowski, Josef Malinowski, Meral Pektaş, Bernhard Pendzialek, Sebastian Sowa, Christian Stiller, Taner Yenipınar, Joanna Ziajska
In der Band: Matts Johan Leenders, Daniel Brandl, Lukas Meile
Premiere vor dem Schauspielhaus Bochum am 18. Juni 2022

Was für ein besonderes Projekt war "Hoffen und Sehnen"? So viele intensive und emotionale Begegnungen. So viel erkennen und sehen von Menschen auf Augenhöhe und mit offenem Herzen! Meine Musik rund um Songs für die wunderbaren Romy Vreden und Aylin Çelik aber auch für das geniale Ensemble aus Bürgerinnen und Bürgern Bochums bildet da nur einen kleinen Baustein für das Große, was wir da auf den Vorplatz gebracht haben. 10 umjubelte Vorstellungen und unendlich viele Tränen der Freude und des Abschieds nach der letzten Vorstellung sprechen eine eindeutige Sprache. Hier zwei Mitschnitte aus der letzten Vorstellung:

Omas Lied

Da und Dort


Orlando

Der junge Lord Orlando, gebildet und wortgewandt, angehender Schriftsteller und Geliebter Königin Elisabeths I., durchstreift die Jahrhunderte. Nach einem rauschenden Fest und inmitten revolutionärer Unruhen, als Gesandter in Konstantinopel weilend, fällt Orlando in einen mehrtägigen Schlaf. Er erwacht – durch einen Fanfarenstoß ("Die Wahrheit!") – als Frau. Kaum alternd setzt Lady Orlando ihre furiose Reise fort, als Liebende, als Dichterin und schließlich als alleinstehende Mutter in der Gegenwart des Jahres 1928.

Virginia Woolf widmete "Orlando" ihrer Geliebten Vita Sackville-West, der sie mit ihrem Roman ein dichterisches Denkmal setzte: "Eine Biografie, die im Jahr 1500 beginnt und bis heute andauert, genannt Orlando. Vita; nur mit dem Wechsel von einem Geschlecht zum anderen." Mit Witz, Poesie und scharfer Beobachtungsgabe konzentriert sich die Woolf auf Fragen von Identität und Geschlechterrollen, Macht und Status und schildert auch die Restriktionen, denen Frauen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Zusammenhängen unterworfen waren – im Leben wie in den Künsten. Dabei sei, wie Woolf in ihrem Essay "Ein Zimmer für sich allein" schreibt, "der androgyne Kopf" Orlandos ein utopischer Zustand, an dem sich die Realität messen lassen müsse. Sie fragt: Was bedeutet es, in einem Körper zu leben, der ein Geschlecht hat; Liebe zu machen, sich anzuziehen, ein Kind zu bekommen? Und: Wie gelingt das alles, wenn man sich nicht einem Geschlecht zuordnen lassen will?

Regie, Fassung und Liedtexte: André Kaczmarczyk
Bühne: Ansgar Prüwer, Musik: Matts Johan Leenders
Kostüm: Martina Lebert, Dramaturgie: Janine Ortiz
Mit: Amy Frega, Cennet Rüya Voß, Claudia Hübbecker, Rainer Philippi, Cathleen Baumann, Joscha Baltha, Mehdi Moinzadeh, Milena Cestao Kolbowski, Belendjwa Peter, Carla Wyrsch, Nina Zorn
In der Band: Matts Johan Leenders, Max Hilpert, Mathias Höderath
Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus am 24. Februar 2022

In unserer Inszenierung wandelt eine durchgängig vorhandene "Stimme" durch den Abend, die in ihren Songs szenen weiterträgt, neue Gedanken ausführt, die Innenwelt von Orlando und Virginia aufzeigt und den Tumult in den Emotionen der Figuren verkörpert. Amy ist eine so grandiose Sängerin, dass das komponieren für ihre Stimme ein einziges Glück ist. Auch besonders ist, dass ich für Orlando komplett elektronische Musik geschrieben habe, um einen Kontrast zur Zeitdarstellung des Stückes zu setzen und einen anderen Bogen für den Abend zu formulieren. Hier zwei Live-Mitschnitte aus der Show.

The Oak

Time's Passing


Der Mann, der eine Blume sein wollte

Ein Mann lebt in einer farblosen Welt. Er geht zur Arbeit, schaut fern. Mal ist er einsam, mal ist ihm langweilig. Irgendwann reicht es ihm nicht mehr, einfach nur ein Mann zu sein und Dinge zu tun, die von Männern erwartet werden. Lieber will er eine Blume sein und in hellen Farben strahlen – eine gelbe Butterblume im Wind oder eine hochgewachsene rote Mohnblume mit Blättern wie aus Seide. Er will andere überraschen, betören und duften, will angesehen und gepflückt werden. Dann will er eine Frau sein, Blumen im Haar und Kleider in allen Farben tragen. Am liebsten würde er das als Mann tun, aber er befürchtet, ausgelacht zu werden und dass sein Chef es verbietet. Dann will der Mann wieder ein Mann sein und zum Karneval gehen, wie es ihm gefällt – als Blumenwiese.

Regie: Fabian Rosonsky, Ausstattung: Paulina Barreiro
Musik: Matts Johan Leenders, Jonathan Gyles
Dramaturgie: David Benjamin Brückel
Mit: Natalie Hanslik, Jonathan Gyles
Premiere in der Kulturkirche Kaiserswerth am 24. September 2021

Meine Musik entstand bei "Der Mann, der eine Blume sein wollte", wie bei so vielen meiner bisherigen Stücke, zu einem großen Teil während des Probenprozesses. Besonders in diesem Fall war aber, wie sehr sie in gemeinsamer improvisativer und befruchtender Arbeit mit Jonathan entstand, wie wir uns quer über die Probebühne Ideen zugeworfen haben, die wir danach fixiert und für ihn live umsetzbar gebaut haben. Das Ergebnis ist so interaktiv und so auf die Szenen bezogen, dass ein Mitschnitt dem nicht wirklich Rechnung zollen kann.


At the table

Live am Tisch, als Videoinstallation und im virtuellen Wohnzimmer performen Künstler*innen verschiedener Disziplinen über mehrere Kontinente hinweg ihren Familientisch und zeichnen die Bruchstellen, die geheimen Codes und offenen Flanken der Familienverhandlung in unterschiedlichen gesellschaftlichen Kontexten und über nationale Grenzen hinweg nach. Der Familientisch ist Repräsentant für den Alltag und den Festplatz einer Familie, Mittelpunkt des Lebens, Versammlungs- und Verhandlungsraum für gesellschaftliche Prozesse, Rückblicke, Zukunftsszenarien sowie gemeinsame Träumereien. Dabei entsteht ein dem Publikum live und im virtuellen Raum zugängliches Kaleidoskop von Familie in Extremsituationen, das von persönlichen Tragödien, Krieg, Migration, aber auch von der globalen Pandemie handelt. In einer Zeit, in welcher alle Menschen auf dieser Welt die außergewöhnliche Erfahrungen teilen, sitzen wir an einem einzigen weltumspannenden Familientisch, der als biografische Bühne von persönlichen, gesellschaftlichen und kulturellen Eindrücken der letzten siebzig Jahre geformt worden ist. Diese Eindrücke aus der biografischen und künstlerischen Perspektive aller beteiligten Künstler*innen zeigen, dass wir kultur- und länderübergreifend mehr Dinge teilen, als wir denken.

Ein Projekt von: projekt-il
Künstlerinnen und Künstler: Amy Frega, Atsushi Watanabe, Matts Johan Leenders, Jasmina Musić, Bernardo San Rafael, Phaedra Pisimisi, Keyvan Sarreshteh, Sander Kang De
Premiere beim Düsseldorf Festival am 22. September 2021

Meine Performance als Teil der beteiligten Künstlerinnen befasst sich mit meinem eigenen Familientisch und dem Tod meiner Eltern. Eine sehr emotionale Reise, wie eigentlich alle der entstandenen Arbeiten, in denen sich internationale Künstlerinnen und Künstler auf sehr unterschiedliche Weise in ihren Videoarbeiten mit dem Thema Familientisch auseinandersetzen. Alle Arbeiten gibt es an unserem virtuellen Tisch auf atthetable.art.


Alice

Lewis Carrolls 1865 erschienener Klassiker der gehobenen Nonsensliteratur nimmt die regelstrenge viktorianische Welt in den Blick und lässt sie auf die überbordende Fantasie eines jungen Mädchens treffen: Alice, die sich in Gesellschaft der Erwachsenen langweilt, bis eines Tages ein weißes Kaninchen ihren Weg kreuzt. Fasziniert nimmt sie die Verfolgung des nervösen Tierchens auf, das ununterbrochen auf die Uhr schaut und erstaunlicherweise sogar sprechen kann. Durch den Kaninchenbau hinab stürzt Alice bis zum Mittelpunkt der Erde, wo sich ihr ein aufregendes und unbekanntes Wunderland eröffnet. Hier ist nichts, wie es scheint! Fantastische, bisweilen gefährliche Figuren wie die Grinsekatze, das sprechende Ei Humpty Dumpty, der Hutmacher, der Märzhase und die Herzkönigin mit ihrem Schlachtruf "Kopf ab!" begegnen dem Mädchen. Realitäten verschieben sich, aus klein wird groß, aus groß wird klein. Wörter verlieren ihren Sinn, Regeln werden verdreht. Erfahrung, Erziehung und der gesunde Menschenverstand werden ad absurdum geführt. Derart exzessiv betreibt Carroll seine Sprachspiele und Logikrätsel, dass aus dem Nonsens heraus eine nach eigenen Gesetzmäßigkeiten funktionierende Wirklichkeit geboren wird, die der unsrigen teilweise diametral entgegengesetzt ist. Standhaft und neugierig versucht Alice, sich in dieser fremden Welt, die auch eine Traumwelt sein könnte, zurechtzufinden. Und zum ersten Mal in ihrem Leben muss sie sich fragen: Wer bin ich, und wenn ja, wie komme ich da raus?

Regie, Fassung und Liedtexte: André Kaczmarczyk
Bühne: Ansgar Prüwer, Musik: Matts Johan Leenders
Kostüme: Jenny Theisen, Dramaturgie: Janine Ortiz
Mit: Lou Strenger, Kilian Ponert, Claudia Hübbecker, Thomas Wittmann, Sebastian Tessenow, Judith Bohle/Anya Fischer, André Kaczmarczyk
In der Band: Matts Johan Leenders/Roland Miosga, Daniel Brandl/Veit Steinmann/Ella Rohwer, Lukas Meile/Alfonso Garrido, Julia Brüssel/Axel Lindner
Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus am 29. Oktober 2020

Als mein erstes "großes" eigenes Musical und als gewissermaßen auch emotionale Aufarbeitung der schwierigen Jahre davor, nimmt Alice einen sehr wichtigen Platz in meinem Herzen ein. Zwischen den Lockdowns entstanden, hat es leider eine recht zerrissene Aufführungsgeschichte. Umso toller ist es, dass wir dadurch eine CD von meinem Songs produzieren konnten, die man digital überall streamen und downloaden kann und auch physisch über den Shop des D'Hauses erstehen. Hier ein paar Beispiele:

Die Tränenfee

Fall durch Raum und Zeit

Puppenlied


Das Außen In Uns

In der inszenierten Rauminstallation „Das Außen in uns“ geht es um die Veräußerlichung von Gefühlen. Im Mittelpunkt der Produktion stehen Zwischenräume, der Raum zwischen Traum und Realität. In dieser Geschichte sucht ein Mann nach einer Frau! Er hat sie einmal gekannt und geliebt. Aber irgendwie hat er sie aus den Augen verloren. Doch irgendwas weckt seine Erinnerungen. Und mehr noch. Sie werden lebendig. Etwas, das ihn an diese Frau erinnert, huscht an ihm vorbei. Doch will er danach greifen, ist es verschwunden. Während seiner irr-sinnigen Suche verwandelt sich die nach der Frau immer mehr in eine Suche nach seinem eigenen Selbst. Der reale Ort verschwindet. Für die Zuschauer werden die Innenräume des Mannes erlebbar, mit denen er sich vor ihren Augenauseinandersetzen muss. Aber Erinnerungen sind auch trügerisch! Was brauchen wir, um glücklich zu sein? Streben wir nach Geld und Ruhm oder ist da noch etwas anderes? Wo wollen wir hin und wann sind wir dort angekommen? Sind wir zufrieden, wenn wir den Menschen fürs Leben gefunden haben? Der Mann, der stellvertretend für das Publikum durch dieses Labyrinth irrt, begibt sich auf die Suche nach seiner Vergangenheit an einen Ort. Vielleicht kommt er am Ende im Jetzt an.

Regie und Konzept: Marlene Hildebrand, Ausstattung: Saskia Holte
Musik: Matts Johan Leenders, Licht und Ton: Gebhard Knobelspieß
Mit: Philipp Alfons Heitmann, Phaedra Pisimisi, Jochen Moser, Judith Bohle (Stimme)
Premiere im Weltkunstzimmer am 12. November 2022

Meine Musik für "Das Außen in Uns" steht stark im Zusammenhang mit den unterschiedlichen Räumen, durch die die Zuschauerinnen und Zuschauer bei der Aufführung geführt werden. Jeder Raum hat eine eigene besondere Beschallungssituation, die die Grundlage auch für meine Komposition der jeweiligen Musik bildete. Der Stereo-Downmix ist also nur eine Annäherung an die Klangwelten, die man vor Ort erleben konnte. Wegen der Pandemie konnten wir unsere eigentlich in 2020 geplante Premiere nicht feiern. Stattdessen haben wir einen Mehrkameramitschnitt gemacht, den ihr euch hier in voller Länge anschauen könnt.


I Build My Time

"Zu meiner Zeit", das sagen Menschen manchmal, wenn sie sich erinnern. "Zu meiner Zeit", wann auch immer die gewesen sein mag. 1943 wird das alte Düsseldorfer Schauspielhaus bei einem Luftangriff zerstört. 1970, nach 27 Jahren Ruinen und Provisorien, wird das neue Schauspielhaus als strahlendes weißes Raumschiff eröffnet. Heute, 50 Jahre später, ist das Schauspielhaus nicht mehr nur ein Raumschiff, sondern auch ein Denkmal, das Geschichte erlebt hat. Die Ausläufer von ’68. Den Deutschen Herbst. Die Wiedervereinigung. Den 11. September. Es ist ein Gefäß, in dem 50 Jahre lang die Menschen der Stadt ihre Zeit verbracht und die Fragen ihrer Zeit verhandelt haben. Ein Gefäß, das 50 Jahre lang ihr Lachen, ihre Tränen, ihren Applaus und ihre Bestürzung aufgefangen hat. Wir widmen uns der großen Geschichte und den kleinen Geschichten, der gesellschaftlichen und der privaten Erinnerung an einem Abend voller Musik, die in den letzten 50 Jahren wichtig war.

Regie: André Kaczmarczyk, Bühne: Ansgar Prüwer
Musik. Leitung: Matts Johan Leenders, Kostüm: Jenny Theisen
Choreografie: Bridget Petzold, Dramaturgie: Frederik Tidén
Mit: Claudia Hübbecker, Marianne Hoika, Lou Strenger, Hanna Werth, André Kaczmarczyk, Rainer Philippi, Sebastian Tessenow, Feras Al-Husseini/Jakob Ibrahim
Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus am 25. Januar 2020

"I Build My Time" war im wahrsten Sinne des Wortes ein emotionaler Ritt. Die Produktionsbedingungen waren oft sehr schwierig, meine persönlichen Umstände katastrophal, wir haben uns dennoch rund um die Uhr bis in die Überforderung ins Zeug gelegt, um einen so fulminanten Abend wie möglich zu präsentieren. Und nachdem uns das auch gegen alle Widrigkeiten geglückt war, machten uns der Ausbruch der COVID-19 Pandemie und der erste Lockdown einen Strich durch die Rechnung. Nach nur fünf Vorstellungen war Schluss. Da ging es uns wie so vielen anderen Produktionen in 2020. In der Rückschau und beim Durchhören des Mitschnittes muss ich dennoch sagen, dass ich das Ergebnis einigermaßen großartig finde. Hört selbst.

Street Player

London Calling + TV Glotzer


Antigone

»Antigone« ist die Geschichte einer jungen Frau, die sich dem Staat und seinen Gesetzen widersetzt. Die sich für Gerechtigkeit und die Unantastbarkeit der Menschenwürde einsetzt. Die für Mitleid kämpft und Politik herausfordert. Und die damit einen schrecklichen Konflikt heraufbeschwört, der sie und andere am Ende umbringt. 2500 Jahre alt ist diese »Antigone« und dennoch erscheint sie als eine moderne Figur von heute. 2500 Jahre alt ist auch die Frage, wie das Volk, die Bürgerinnen und Bürger, sich zur Demokratie verhalten: Welche Haltung nimmst du ein, wenn es um Zivilcourage geht? Kämpfst du mit Antigone oder hältst du dich raus wie ihre Schwester Ismene? Die preisgekrönte niederländische Regisseurin Liesbeth Coltof (»Der Junge mit dem Koffer«) inszeniert die Geschichte der beiden Schwestern als großes Drama auf einer Showbühne. Der Chor wird im Jungen Schauspiel von Düsseldorfer Rapper*innen gegeben. Das antike Drama trifft auf Texte und Rhythmen einer urbanen Straßenkultur.

Regie: Liesbeth Coltof, Bühne: Guus van Geffen
Chortexte: Aylin Çelik, Uğur Kepenek, Kostüm: Martina Lebert
Musik: Matts Johan Leenders, Philipp Alfons Heitmann
Tanz: Selin Dörtkardeş, Dramaturgie: Kirstin Hess
Mit: Selin Dörtkardeş, Natalie Hanslik, Noëmi Krausz, Eduard Lind, Jonathan Gyles, Aylin Çelik, Uğur Kepenek
Premiere im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf am 09. November 2019

Antigone ist ein Hip Hop Stück. Meine erste konkrete Berührung mit Hip Hop als Komponist konnte unter keinem besseren Vorzeichen starten. Zwei so tolle Rapperinnen aber auch vor allem Texterinnen dabei zu haben wie Aylin und Uğur und einen so großartigen Mitkomponisten wie Philipp machten das Erlebnis zu einer durchgängig befruchtenden und wunderbaren Erfahrung. Und über Liesbeth als Regisseurin kann man einfach nur schwärmen. Der Abend hat wirklich geknallt!


Die Leiden des jungen Werther

Die Leiden des jungen Werther - Eduard Lind © David Baltzer

Als der junge Werther auf einem Ball Lotte kennenlernt und mit ihr tanzt, ist es um ihn geschehen. Sie nimmt alle seine Sinne gefangen. Er weiß nicht mehr, ob Tag oder Nacht ist, und bekommt bei jeder noch so kleinen Berührung Herzrasen. Doch als sich herausstellt, dass Lotte einen Freund - Albert - hat, wird der anfängliche Glücksrausch zur quälenden Dreiecksbeziehung mit tödlichem Ausgang. In sechs Wochen schreibt sich der gerade einmal 24 Jahre alte Goethe den Frust über die unglückliche Liebe zu Charlotte Buff von der Seele. Der autobiografisch geprägte Briefroman über den an seinen Absolutheitsansprüchen zerbrechenden Werther wird ein europaweiter Sensationserfolg. Bis heute identifizieren sich junge Menschen mit der in ihrem Denken, Fühlen und Handeln kompromisslosen Titelfigur und dem drängenden Lebensgefühl zwischen Weltschmerz und Ekstase, das Goethes Liebesroman so überzeugend einfängt.

Regie: Fabian Rosonsky, Ausstattung: Sarah Methner
Musik: Johan Leenders, Dramaturgie: David Benjamin Brückel
Mit: Eduard Lind, Davina Donaldson/Natalie Hanslik, Moritz Otto
Premiere im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf am 03. Februar 2019

Meine Musik versucht den Zwiespalt der Wildheit in Werthers Herzen und der inneren Ruhe, die ihm Lotte schenkt, im Widerspiel zweier Figurenthemen über das Stück hinweg aufzuzeigen und die Entwicklung nachvollziehbar zu machen. Die folgende Collage führt durch einige Varianten und Zustände dieser Themenkonstruktion, spart aber einige Dinge wie das große "Werthermedley" in der Mitte der Inszenierung aus.

Die Leiden des jungen Werther Collage


Boys Don't Cry and Girls Just Want To Have Fun

Boys Don't Cry and Girls Just Want To Have Fun ist in vielerlei Hinsicht für mich ein ganz besonderer Herzensabend. Als zweiter Liederabend nach "Heart of Gold", den ich mit André Kaczmarczyk gestalten durfte, war es der Abend, bei dem wir so langsam wirklich zu unserer kreativen Handschrift fanden. Die Aussagen und Themen, die wir in den Abend verhandelt haben, über gender positivity, Akzeptanz, Respekt und Schönheit, sind so wichtig und haben glücklicherweise so viele Menschen berührt und positiv abgeholt. Aber es war vor allem die Gemeinschaft der Künstlerinnen und Künstler, das große Miteinander, das wir teilen durften, in dem wir uns alle finden konnten und aufgehoben waren in einer für mich emotional so schwierigen Zeit, und die Freundschaften, die Boys&Girls immer zu einer meiner wichtigsten Erinnerungen macht.

Regie: André Kaczmarczyk, Bühne: Iason Kondylis Roussos
Kostüm: Janin Lang, Dramaturgie: Frederik Tidén
Mus. Leitung:
  Matts Johan Leenders, Choreografie: Bridget Petzold
Mit: Lou Strenger, Hanna Werth, Genet Zegay, Stefan Gorski/Lukas Mayer, André Kaczmarczyk, Sebastian Tessenow
In der Band: Matts Johan Leenders, Daniel Brandl
Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus am 15. Juli 2018


Deutschland. Ein Wintermärchen

Heinrich Heine gilt als einer der berühmtesten Migranten Deutschlands. Von Zensur und Anfeindungen seiner Zeitgenossen vertrieben, lebt er 13 Jahre in Paris, bevor ihn die Sehnsucht nach dem Vaterland zurück über die Grenze treibt. Im Winter 1844 reist er mit gemischten Gefühlen durch seine alte Heimat. In Köln führt er ein Zwiegespräch mit dem Rhein, im Teutoburger Wald heult er mit den Wölfen, in Hamburg verspeist er eine Gans mit seiner Mutter, die ihm beim Essen ständig die falschen Fragen stellt. Über 150 Jahre später begeben sich heutige Experten und Expertinnen in Sachen Heimatlosigkeit, Exilanten und Migrantinnen aus acht verschiedenen Herkunftsländern, auf die Reise durch Heines Gedankenräume. Sie entdecken dabei ungeahnte Sichtweisen auf Deutschland und Heines Vision eines Europas, das Nationalismus und Engstirnigkeit zu überwinden sucht. Sie begegnen der bissigen Ironie Heines mit spielerischem Witz und gewinnen dem Blick auf die "Heimat" neue Perspektiven ab. Deutschland. Ein Wintermärchen ist ein Abend über den Sehnsuchtsort "Vaterland", Rostbratwürste und die Ankunft in Deutschland in einer längst vergangenen Zeit, als die Deutschen mit Blumen an ihren Grenzen standen.

Regie: projekt.il, Bühne und Kostüm: Ria Papadopoulou
Musik: Johan Leenders, Konzept und Dramaturgie: Dorle Trachternach
Video: Joris Schwarz, Licht: Michael Röther, Thomas Wildhagen
Premiere im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf am 05. November 2018

Die Musik- und Soundgestaltung des Abends mit ihrer Verbindung von Atmos, leisen musikalischen Andeutungen, viel live gesungener Musik und der breiten Verarbeitung des Themas der Deutschen Nationalhymne neben vielen anderen Zitaten bietet sich leider nicht wirklich für einen Zusammenschnitt an. Daher finden Sie zu diesem Abend hier kein Hörbeispiel.


Do you feel the same?

Für die Dauer eines Theaterabends kommen acht Hausbewohner wie in einem Reigen zusammen. Ein kurzer Blick auf die Klingelschilder genügt, um zu wissen, dass es sich um eine ganz normale Hausgemeinschaft handelt, wie sie in jeder Straße dieser Stadt zu finden ist. Es sind Menschen mit unterschiedlicher Herkunft, Sozialisierung und Weltanschauung. Menschen, deren Heimat am Rhein liegt oder auch tausende Kilometer entfernt. Sie sind hier zuhause und wohnen Wand an Wand, begegnen sich beim alltäglichen Gang zum Briefkasten oder im Fahrradkeller. Doch dieser Abend ist alles andere als normal. Die Nachbarn sprechen über Liebe, Sexualität und sich verändernde Geschlechterrollen. Es fängt mit einem kleinen Missverständnis an, geht mit großer Selbstverständlichkeit weiter und dreht sich am Ende um eine der ältesten Fragen der Welt. Ob sich die bisher nur flüchtig miteinander bekannten Nachbarn am nächsten Morgen noch in die Augen schauen können, wissen sie nicht. In dieser einen Nacht aber geht es nur darum, mit nackter Seele tanzen zu dürfen, um herauszufinden: Do you feel the same?

Regie: projekt.il, Ausstattung: Stefanie Dellmann
Choreografie: Phaedra Pisimisi, Musik: Johan Leenders
Dramaturgie: Jascha Sommer
Premiere im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf am 23. Oktober 2017

Das musikalische Konzept dreht sich um die Etablierung einer allzeit präsenten Party in der und um die herum sich die Beteiligten bewegen, sowohl örtlich als auch zeitlich. Die dafür verwendeten Atmos und Raumsimulationen sind hier schwer abzubilden. Was ich im unten stehenden Zusammenschnitt aber zeigen kann, sind Ausschnitte aus den 6 Songs, die ich für die Produktion geschrieben und eingespielt und -gesungen habe, und die sich jeder mit einer anderen Sicht auf und Aussage zum zentralen Satz "Do you feel the same?" befassen.

Do you feel the same? Collage


Garten Eden

"Man kann nur eins: Entweder zu Hause sein oder im Paradies. Beides geht nicht und ist noch keinem Menschen gelungen. Wenn du einmal drin bist, kommst du so bald nicht wieder heraus." So bekommt es der Junge Hans zu hören, als er auf der Suche nach seinem Paradiesvogel mit einem selbst gebastelten Drachen bis ins Paradies geflogen ist.

"Ich wünschte, das Glück wäre ein Gegenstand, den ich irgendwo gefunden und mit nach Hause genommen hätte."

Das Künstlerkollektiv projekt.il begibt sich gemeinsam mit Düsseldorfer Bürgern und Noch-nicht-Bürgern, mit Geflüchteten und bereits Angekommenen auf die Suche nach den persönlichen Paradiesen und Sehnsuchtsorten der Menschen. Ist das Leben woanders besser? Wo bin ich zuhause? Was macht mich glücklich? Auf der Bühne erzählen sie über Orte, an denen sie waren und die nun zerstört sind, über unerreichbare Sehnsuchtsorte und Orte, die ihnen fehlen werden.

Die Inszenierung Garten Eden war 2015/2016 Teil eines integrativen künstlerischen Großprojektes des Jungen Schauspielhauses in Zusammenarbeit mit unter Anderem der PBSA - Hochschule Düsseldorf und dem zakk e.V. und gewann 2016 den Integrationspreis der Stadt Düsseldorf.

Regie: projekt.il, Ausstattung: Stefanie Dellmann
Choreografie: Phaedra Pisimisi, Musik: Johan Leenders
Chorleitung: Barbara Beckmann, Mitra Zarif-Kayvan
Illustration: Max Fiedler, Dramaturgie: Dorle Trachternach
Premiere im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf am 21. Mai 2016

Bei der Musik zu diesem Großprojekt drehte sich Vieles um die 24 beteiligten Chorsänger und 23 darstellerisch Beteiligten. Daher ist auch ein Großteil der Musik hier nicht abbildbar. Es wurde in 3 Sprachen gesungen, gejodelt, getanzt und geschrien. Im folgenden Zusammenschnitt findet man alles Übrige. Beats, Melodien, Flächen und Atmos rund um zwei musikalische Themen, die Hans und den Paradiesvogel symbolisieren und zu denen getanzt und gespielt und von Max Fiedler bezaubernd live illustriert wurde.

Garten Eden Collage


Kreise/Visionen

Eine Reise durch die Zeiten, ein Spiel - und die Frage, woran wir überhaupt noch glauben wollen und sollen: Das ist Joël Pommerats Stück Kreise/Visionen. Pommerat hat acht Geschichten aus dem 14., dem 20. und dem 21. Jahrhundert in ihrer Chronologie durcheinander gewirbelt. Es sind allesamt Krisenzeitpunkte.

Ein Adliger versucht kurz vor dem Zusammenbruch der aristokratischen Gesellschaft, seinen Diener zu verführen. Ein Ritter muss seine Glaubensgrundsätze brechen, um den Tötungsbefehl seines Bischofs zu vollstrecken. Zur Zeit des Ausbruchs des Ersten Weltkriegs zieht ein Diener freiwillig in den Krieg. Er, der immer gern gehorchte, wird aber auf dem Schlachtfeld schließlich den Befehl verweigern. Ein namenloser Manager erhält inmitten der Finanzkrise die Gelegenheit, seine Vorgesetzten sterben zu lassen, muss sich dafür allerdings mit zwei Obdachlosen einlassen. Und der Schrei eines Kleinkindes, das Anfang des Jahrhunderts stirbt, ist noch Jahrzehnte später zu hören. Durch alle Zeiten zieht sich zugleich die Frage, wen es an den Rand des Kreises verschlagen hat - und ob man sich gerade in der Realität oder in einer anderen, magischen Welt befindet.

Regie: Hans-Ulrich Becker, Bühne: Alexander Müller-Elmau
Kostüme: Stefanie Seitz, Musik: Johan Leenders
Dramaturgie: Armin Breidenbach
Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus am 07. Februar 2015

Das musikalische und akustische Konzept, dass sich um ein zentrales "Kreise"-Thema, verschiedene Versionen von Metallicas "King Nothing" und breit angelegte Soundgestaltung dreht, war so komplex, dass es mir sehr schwer gefallen ist, einen Zusammenschnitt zu erstellen, der die Tonebene des Stückes adäquat widerspiegelt. Der folgende tut dies auch nicht, gibt aber immerhin einen kleinen Überblick über die reine inhaltliche Bandbreite der Musik- und Soundgestaltung (und beinhaltet einen Ausschnitt vom großartigen "Rey Nada" meines Freundes und Kollegen Johannes von Barsewisch).

Kreise/Visionen Collage


Supergute Tage

Es ist sieben Minuten nach Mitternacht. Wellington, der Nachbarshund, liegt tot auf dem Rasen, mit einer Mistgabel erstochen. Christopher beschließt, den Täter auf eigene Faust zu finden, was kein leichtes Unterfangen ist. Denn Christopher, 15 Jahre, drei Monate und zwei Tage alt, weiß beinahe alles über Mathematik, liebt Primzahlen und die Farben Rot und Metallic. Er hasst Gelb und Braun und angefasst zu werden. Er weiß wenig über andere Menschen, im Umgang mit ihnen gerät er schnell in Panik. Aber er weiß: Ein Tag, der damit beginnt, dass er fünf rote Autos hintereinander stehen sieht, ist ein guter Tag. Ein Tag für Projekte. Und so verlässt er im Auftrag der Wahrheit mutig seine kleine Welt und entdeckt eine neue, fremd und bedrohlich, in der der Mord an Wellington lediglich das erste einer ganzen Reihe von Mysterien ist.

Mark Haddon wurde für seinen Roman The Curious Incident of the Dog in the Night-Time – so der Originaltitel – mehrfach ausgezeichnet. Ein Kultbuch in Großbritannien, wurde es nun von dem englischen Dramatiker Simon Stephens für die Bühne eingerichtet.

Regie: Wera Mahne, Bühne und Kostüm: Anna Siegrot
Musik: Johan Leenders, Dramaturgie: Barbara Kantel
Premiere im Jungen Schauspielhaus Düsseldorf am 10. Januar 2014

Mit meiner Musik versuche ich die Grenze zwischen filmischer Untermalung und bespielbarer Musik auszuloten, formale Aspekte ebenso mit einzubeziehen wie empathische Bestätigung und ironische Konterkarierung der Spielszene. Ein besonderes Zentrum liegt dabei darauf, dass der Zuschauer durch die Musik dabei unterstützt wird, mit einer Hauptfigur mitzuempfinden, die selbst nur schwer Gefühle zeigen kann. Die folgende Collage führt in einem 4-minütigen Schnelldurchlauf durch die musikalische Bandbreite des Stückes.

Supergute Tage Collage



Die Zofen

Wenn die gnädige Frau außer Haus ist, beginnt die Zeremonie der Zofen Solange und Claire: Sie plündern den Kleiderschrank ihrer Herrin und Proben die Umkehrung der Verhältnisse. Eine übernimmt die Rolle der gnädigen Frau, die im Spiel getötet werden soll als Abbild und Vorbereitung einer sorgsam geplanten Intrige gegen die verhasste und geliebte Herrin. Als die gnädige Frau wirklich erscheint, droht ihr Komplott aufzufliegen und alles zusammenzubrechen.

Was ist Spiel, was ist Wirklichkeit? "Die Zofen" ist auch rund 55 Jahre nach der Uraufführung ein fulminantes Spiel mit den Tücken der Selbsinszenierung, das weder an Brisanz noch an Komik eingebüßt hat.

Regie: Nele Weber, Bühne: Anna Bergemann, Kostüme: Vera Nabbefeld
Video: Stephan Komitsch, Musik: Johan Leenders
Dramaturgie: Juliane Hendes, Katrin Michaels
Premiere im Düsseldorfer Schauspielhaus am 8. November 2013

Mein musikalisches Konzept für "Die Zofen" kreist um ein zentrales Thema, das sowohl die Zofen als auch die gnädige Frau charakterisieren kann und in verschiedenen Formen und Stimmungen auftritt. Dies unterstützt das Thema der sich verändernden Machtverhältnisse und Beziehungen im Stück. In der folgenden Collage finden sich 5 Varianten dieses Themas.

Die Zofen Collage